Meine Seele weint(e)

Trostlos, wie eine kleine einzelne Blüte der Rose in einem Gestrüpp, ringsherum umgeben von kahlen Bäumen und ein wenig Grün, das die Hoffnung nicht ganz verschwinden lässt, so fühlt es sich vielleicht an, wenn das eigene Leben aus der Bahn gerät.

Der Kopf senkt sich und der Körper beugt sich. Die Arme heben sich zum letzten Schutz über den Kopf. Vielleicht auch, weil man vieles auf einmal nicht mehr ertragen kann.

Dort noch ein kleiner Zweig, der andeutungsweise eine kleine Knospe trägt, die auf das nächste Leben aufmerksam machen möchte. Aber die Kraft reicht noch nicht aus, um alles wieder in leuchtenden Farben und voller Blüte zum Leben zu erwecken. Es fehlen noch ein paar Details: die Wärme, vielleicht ein wenig Wasser und wahrscheinlich braucht alles seine Zeit.

Ja, alles braucht seine Zeit. Auch ich musste das erkennen. Ich fühlte mich tatsächlich wie diese Blume. Um mich herum nur Sorgen, Krankheiten, Nöte, Verzweiflung, Ausweglosigkeiten, Schicksale. Das Leben lief an mir vorbei, aufstehen, arbeiten, Haushalt, Familie, Verantwortung, Unterstützung, Mama, Ehefrau, Kollegin, Teammitglied, …

Alles Dinge, um die ich mir Gedanken gemacht habe, weil es für mich nicht nur selbstverständlich war, sondern auch aus ganzem Herzen kam. Ich hatte mir mein Leben doch selber so zurecht gelegt. Beruflich lief es mehr als gut und ich liebte meine Arbeit. Meine Familie ist mein Lebensinhalt, immerhin sind auch inzwischen die langersehnten Enkelkind ein Teil des Ganzen. Ich habe Freunde, auf die ich zählen kann.

Was also bitte war los, dass ich das Gefühl bekam, das meine Seele weinte? Ich hatte doch alles, was ich wollte und will. Schon lange spürte ich, dass ich mich müde und erschöpft fühlte. Eine gewisse Traurigkeit lag in meinem Herzen, die ich nicht greifen konnte. Lustlosigkeit gab sich immer mehr zu erkennen. All die Feiern und Treffen hatten nicht mehr die Bedeutung wie zuvor, und das wo ich doch das Leben liebte. Jede neue Anfrage auf alltägliche Dinge fielen mir zunehmend schwerer. Ich mochte kein Telefon mehr in die Hand nehmen und mit jemanden sprechen, aber ich konnte auch nicht verantworten, dass ich jemand hängen ließ. Also weiter im Text und den Alltag weiter abgespult, als wenn man einen Film in eine Spule legt und ihn einfach abspielt.

Im stillen Eckchen liefen die Tränen, die ich nicht verstand. Schnell wurden sie weggewischt, wenn sich jemand näherte oder die Situation es nicht zuließ, weinend durch die Gegend zu laufen. Wie lange sollte das so weiter gehen?

Bis zu meinem Arztbesuch war mir nicht bewusst, wie ernst die Situation tatsächlich war. Ich wollte nur eine kleine Auszeit von meinem Arzt. Ich dachte an eine Kur von ca 3 Wochen, am besten in den Ferien, wo ich eh Urlaub hatte, damit ich danach wieder durchstarten konnte. Nach einem langen Gespräch, an einem Tag, wo es mir meiner Meinung nach, vermeintlich gut ging, liefen die Tränen haltlos. Das Kartenhaus brach zusammen und ein mehrwöchiger Klinikaufenthalt sollte meine Seele wieder lachen und strahlen lassen.

In einem anderen Blog erzähle ich gerne von dem Aufenthalt und was die Zeit danach mit sich brachte. Aber dieser Blog hier, soll euch darauf aufmerksam machen, auf euch und euren Körper zu hören.

Wir haben zwei Leben und das zweite beginnt, wenn du erkennst, dass du nur eins hast!

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