Das Erste das der Mensch im Leben vorfindet,
das Letzte, wonach er die Hand ausstreckt,
das Kostbarste, was er im Leben besitzt,
ist die FAMILIE !
Ein für mich sehr wichtiges Thema, weil ich ohne dem nicht existieren könnte. Es würde das Lebendige in meinem Leben fehlen.
Wer meine Blogs zuvor gelesen hat, weiß, dass ich selber in einer großen Familie aufgewachsen bin. Wenngleich auch die Familie in der ich aufwuchs nicht immer die Familie war, wie man es sich gewünscht hätte. Mir fehlte schon sehr früh die nötige Geborgenheit, der nötige Rückhalt und auch manches mal die nötige Liebe. Mit den Jahren gewinnt man einen gewissen Abstand zu den erlebten Dingen und reflektiert sie auch anders. Meine Mutter gehörte zu der Generation, in der man nie viel über persönliche Gedanken und Gefühle oder gar über Probleme des Alltags, großartig gesprochen hat. Vieles war dann eben einfach so und man hatte es zu akzeptieren. Ein „Ja aber…“ brauchte man gar nicht erst anbringen. Nun war meine Mutter ja auch frühzeitig allein erziehend mit 4 Kindern und ich glaube, dass auch sie nicht immer den nötigen Rückhalt hatte. Dennoch hätte ich mir bei gravierenden Problemen mehr Mutter gewünscht. Oft kam der Eindruck bei mir an, dass man mich besser nicht mehr zu Hause hat und somit meine Schwester, die die Jüngste von uns war, das Kind war, was gerne betüdelt wurde. Dadurch kam auch viel Neid und Missgunst unter uns Schwestern auf. Wir waren uns sehr lange nicht grün und es gab oft Streit. Zu meinen Brüdern hatte ich eigentlich immer ein recht gutes Verhältnis. Mein älterer Bruder übernahm lange die Vaterrolle und genau als solches wurde er auch lange unbewusst angesehen. Man blickte immer zu ihm auf, ungeahndet dessen, das auch er sich nicht immer in dieser Rolle wohl fühlte und durch sein Leben längst schon sehr selbstständig ging. Immerhin ist er neun Jahre älter als ich. Der jüngere Bruder meisterte sein Leben, indem er oft mit ganz viel Glück und Geschick aus den tiefsten Miseren, die sein Leben so parat hielt, wieder heraus kam. Für mich war er oft das kleine Schlitzohr mit Charme. Immer wieder hatte er ein wenig Blödsinn im Kopf, den ich auch in unserer Kindheit manches mal mit ihm geteilt habe und mir dann sinnbildlich vor Lachen in die Hose gemacht habe. Aber eines hatten wir alle gemeinsam: lange Zeit und teilweise auch heute noch, hat niemand über seine wirkliche Gefühle, Sorgen oder Erlebten gesprochen. Vieles, vieles wurde verschwiegen und nicht mal ansatzweise darüber geredet. Aus Angst? Weil man nicht zugeben wollte, das einen etwas belastet oder man die Dinge einfach anders sieht? Aus Sorge, es könnte wieder Streit geben? Ich weiß es nicht. Und wenn mich heute jemand nach meinen Geschwistern fragt, dann kann ich sagen, das ich zu Allen guten Kontakt habe, aber ich möchte ganz vorsichtig behaupten, das ich noch zu wenig weiß. Jeder hat inzwischen seine eigene Familie mit Kindern und wir wohnen recht verteilt in Deutschland, vom Norden bis zum Süden, wobei wir Schwestern uns in der Mitte Deutschlands aufhalten. Wir wohnen quasi im gleichen Ort, was es leichter macht, sich auszutauschen. Das war Anfangs auch nicht in der Form gegeben, wie es heute ist. Aber ich kann eins ganz sicher sagen, wenn irgendetwas wäre, womit wir Geschwister uns helfen könnten, dann würden wir es tun. Wir sind das einzigste, was aus dieser Familie übrig geblieben ist. Ich kenne keine Tanten oder Onkel, Oma und Opa waren nach dem Tod von meinem Vater nicht mehr greifbar und wieviele Tanten oder Onkel es überhaupt gab, ist mir nicht bekannt. Auch von dem damaligen Freundeskreis unserer Familie ist nicht viel übrig geblieben. Wir haben uns alle zurück gezogen, teils auch durch berufliche Gründe. Weihnachten wurde so lange wie es ging immer zusammen gefeiert und auch bei runden Geburtstagen unserer Mutter hat sich unsere Familie zusammen gefunden. Dennoch hätte ich nie das Gefühl, das wir eine innig liebende Familie sind. Ich empfand es eher als Getue vor den ach so tollen „Freunden“ unserer Mutter. Heute verbindet mich mit dem Ort, was ein Heimatort sein sollte, irgendwie nichts mehr.
Ein wenig anders erging es mir mit der Familie meiner allerbesten Freundin/Sis, die quasi zu meiner Pflegefamilie wurde. Es war keine Pflegefamilie, wie man es typisch kennt- ein Kind wird angenommen oder adoptiert. Ich war immer die Freundin ihrer Tochter und irgendwie doch ein zweites Kind. In der gemeinsamen Schulzeit war ich oft am Wochenende bei ihr und so entstand mit den Jahren eine enge Bindung. Da lernte man, was es heißt zusammen zu halten und für den anderen da zu sein. In dieser Familie gab es Schicksalsschläge ohne Ende, meist durch die beschissene Krankheit dem Krebs. Der Papa war Frührentner, bedingt durch einen Bandscheibenvorfall. Der Krebs hält bis heute Einzug, als wenn er dort Miete zahlen würde, quer durch die ganze Generation. Das Kind meiner Sis war als Baby schwer krank, bis man die Ursache fand und es sich als Zöliakil herausstellte. Immer und immer wieder gab es auch da neue Hürde zu bewältigen. Vielleicht ist das der Punkt, warum man da Familie einfach anders lebt und erlebt. Es wird geredet, gelacht, geweint, wie in jeder anderen Familie auch. Aber der Zusammenhalt ist ein anderer. Er unterscheidet sich massiv von vielen anderen Familien. Jeder weiß alles alles über den anderen. Man redet offen und auch wenn man nicht einer Meinung ist- was selten vorkommt- stärkt man sich den Rücken. Familie gleichzustellen mit Heimat.
Eine sehr große Familie lernte ich durch meinen ersten Mann kennen. Mein Exmann wuchs mit 8 Geschwistern auf. Die Eltern besaßen früher eine Gastronomie und auch dort gab es ein Krankheitsbild, was sich durch die männliche Generation hindurchzog, die Diabetes. Der Vater musste gepflegt werden, da seine Beine amputiert wurden. Er lebte aber auch nicht nach Anweisungen der Ärzte. In dieser Familie gab es nicht den Funken an Herzlichkeit und Liebe. Alles war so alltäglich und jeder Tag wurde eben als „wieder ein Tag gelebt“ gewertet. In dem Verhalten von meinem Exmann merkte man sehr schnell, was alles schief gelaufen war in seiner Kindheit. Von den Erzählungen seiner Geschwister weiß ich, das es ihn wohl am Schlimmsten getroffen hatte. Ich glaubte immer, das ich mit dem nötigen Verständnis und der Liebe zu ihm, ihm zeigen könnte, dass es auch anders geht. Selbst mit einer Therapie, die eigentlich unsere Ehe retten sollte, war kein Durchkommen möglich. Seine Geschwister leben alle verteilt und nur die wenigsten von ihnen haben regelmäßig Kontakt zueinander. Wir selbst haben einen guten Kontakt zu einem Bruder von ihm, da er der Patenonkel von meinem Sohn ist und meiner Meinung nach der Einzigste ist aus der Familie, der den Absprung geschafft hat. Ich persönlich finde es sehr schade, dass in einer so großen Familie kein Zusammenhalt besteht. Die Eltern leben nicht mehr, jeder geht seinen Weg und nur ganz wenige wissen, wie es dem anderen geht. Sehr traurig.
Aber mit diesem Mann entstand meine eigene Familie. Wir heirateten recht schnell- wahrscheinlich zu schnell. Wir bekamen Kinder, gingen arbeiten, und lebten quasi so wie viele andere auch. Unsere Kinder liebten wir. Jeder auf seine Weise. Erst sehr spät erkannte ich, das ich nicht liebte, sondern funktionierte. Wir hatten viel zu kämpfen, oft in finanzieller Hinsicht. Das raubte Kraft und machte unseren Alltag bald zu einem eintönigen Alltag. Wo ich nie dran gespart habe, wenn es um Taufen, Kindergeburtstage, Kommunionen oder andere Familienfeste ging. Unermüdlich habe ich alles bis ins kleinste Detail geplant und dabei immer aus dem geschöpft, was mir möglich war oder ich einfach zu Hause hatte. An diese Feiern sollten meine Kinder sich lange erinnern und unsere Gäste sollten sich wohlfühlen. Unsere Kinder hatten nie übermäßig viel, aber soviel, das es Ihnen gut ging. Alles, was mir in meiner Kindheit fehlte, wollte ich meinen Kindern geben: Verständnis, Liebe, Rückhalt, offene Gespräche. Sie hatten es nicht immer einfach in der Schulzeit. Mobbing kam immer wieder stärker durch, aber ich stand wie ein Baum hinter meinen Kindern. Leider konnte ich das von dem Vater der Kinder nicht behaupten. Er tat vieles als lapidar ab. Da war sie wieder – seine Vergangenheit. Ich schaffte es nicht, ihn davon zu überzeugen, dass das was er erlebt hatte, bitte nicht auch an die Kinder weiterzugeben. Es saß zu tief in ihm drin. Das war der gravierendste Punkt, der unsere Trennung einläutete. Ich kam an seinen sturen Kopf nicht ran. Selbst nach der räumlichen Trennung hoffte ich, dass er sich wenigstens dann liebevoll um seine Kinder kümmert. Er war verbittert bis heute noch. Also blieb die Aufgabe bei mir, den Kindern ein Stück Heimat in der Familie zu bieten. Ich habe es gerne gemacht und ich glaube auch, dass es mir gelungen ist. Zusammenhalt, Respekt, Ehrlichkeit und Offenheit waren mir so wichtig meinen Kindern mitzugeben. Nicht das Materielle war wichtig, um das wir aber oft kämpfen mussten. Natürlich hat nicht alles sofort funktioniert. Jeder musste ja auch erstmal seine Erfahrungen sammeln und es gab auch mal richtig hitzige Diskussionen mit Tränen verbunden. Aber mit Gewissheit kann ich sagen, das wir zusammenhalten und uns den Rücken stärken. Niemand wird alleine gelassen.
Und plötzlich kam da noch eine ganz neue Familie auf uns zu. Nach längerem Alleinsein, sollte ich das Glück haben, erneut einen Mann an meiner/ unserer Seite zu haben. Familie gründen war in unserem Fall schon geschehen. Mein Mann hatte ein Kind und ich stand auch mit den 4 Kindern mitten im Familienleben. Aber dennoch brachte mein Mann etwas mit, was uns als Familie erst komplett machte. Und ich rede davon nicht ausschließlich in seiner Funktion als Mann, sondern eher als Vater und Partner, später als Ehemann. Mein Mann eroberte die Herzen der Kinder im Sturm. Er hat ein Händchen für Kinder. Alles machte er mit, die schwierige Zeit der Pubertät,Unterstützung in der Entwicklung der Kinder, egal ob in der Schule oder bei den Hobbies. Hierbei ging es um grundlegende Dinge, die ich als Mutter den Kindern gar nicht bieten konnte. Für einiges gehört halt eben eine männliche Person an den Start. Eine Mutter kann ganz viel, aber einen Vater kann sie eben auch nicht in allen Dingen ersetzen und wenn es dabei nur um eine Rasur der ersten Barthaare geht. In manchen Gesprächen, insbesondere in der Pubertät, kann eben auch nur ein Papa verstehen, was in den Männern vorgeht. Nicht immer ist bei uns Friede, Freude, Eierkuchen und nicht immer herrscht hier gute Laune. Aber ich muss diese Alltagssituationen auch nicht mehr alleine bewältigen. Ich habe jemanden an meiner Seite mit dem ich mich austauschen kann, wo ich mal was abgeben kann, mich anlehnen kann und wir uns den Alltag in einer Familie teilen können. Nicht auch nur einen einzigen Augenblick muss ich das in Frage stellen, von Beginn an nicht. Ich möchte nicht behaupten, das wir eine Vorzeigefamilie sind, aber ich behaupte, das wir Familie leben mit allem was dazu gehört: Liebe, Streit, schlechter und guter Laune, Vertrauen, Respekt, Verständnis, Meinungsverschiedenheiten, Gespräche, Arbeiten, Leben leben. Ich bin so dankbar, das ich Familie leben kann.

Auch mein Mann hat natürlich eine Familie mitgebracht. Er selbst wuchs mit drei Schwestern auch in einem ländlichen Dorf auf. Es ist eine große Familie, weil es viel Verwandtschaft gibt. Jeder ist mit Jedem irgendwie verwandt. Die Eltern und seine Geschwister wohnen mit ihren Familien alle zusammen in einem Dorf, sind quasi auch Nachbarn. Mit Sicherheit hatten seine Eltern sich das anders vorgestellt, als ihr einziger Sohn mit einer vierköpfigen Familie um die Ecke kam. Aber sie akzeptierten es und für mich schien es wie ein Wunder zu sein. Wir mussten uns auch erst annähern, aber als der Bann gebrochen war, wir uns kennenlernten, glaubte ich manchmal nicht, das dies alles wahr ist. Sollte ich tatsächlich nochmal in eine „heile“ Familie einheiraten? Sollten die Kinder tatsächlich in den Genuss kommen, Oma und Opa haben zu können? Alles deutete darauf hin und mit der Hochzeit von mir und meinem Schatz, kamen dann auch so Sätze wie: du kannst alles zu mir sagen, Oma/ Opa oder uns beim Vornamen nennen, aber bitte bitte nicht Stiefoma/Opa! Bei Geburtstagen oder anderen Feierlichkeiten werden wir nie außen vor gelassen. Vielmehr gab es bei mir irgendwann einen Zeitpunkt, an dem ich wohl überfordert war. Ich kannte es nicht, dass man Aufgaben aufteilen kann, dass man nicht alles alleine organisieren muss, das man sich auch Hilfe und Ratschläge von anderen Familienmitgliedern einholen kann. Immer stand ich bis zu diesem Zeitpunkt alleine da und man kam ja gar nicht erst auf die Idee nachzufragen. Regelmäßige Treffen zu Geburtstagen oder einfach nur mal so, kannte ich in dem Ausmaß nicht. Ich finde das richtig gut, konnte dem aber irgendwie nicht standhalten. Ein Prozess, der mir bis heute schwer fällt. Wahrscheinlich kann man dies schwer nachvollziehen. Ich liebe sie Alle, aber eben anders als diese Familie es kennengelernt hat oder gewohnt ist. Auch hier würde niemand den anderen im Regen stehen lassen. Gerade in letzter Zeit gab es auch dort immer wieder Krankheiten bei den Familienmitgliedern, was betroffen macht. Manchmal wissen wir nicht, wo wir hin sollen mit all diesen Krankheitsgeschichten. Wir machen viel mit uns selber aus, aber eins steht fest: Blut ist dicker als Wasser und für mich ist Familie etwas ganz besonderes.
Familie zu haben, kann so unterschiedlich aussehen. Für jeden hat Familie auch eine andere Bedeutung, aber es nicht von der Hand zu weisen, das der Ursprung einer Familie bei jedem gleich ist. Haltet fest aneinander, und begegnet euch mit Respekt, Toleranz und haltet zueinander. Die Grundsteine werden in der Familie gelegt. Bei allen Familienarten, die ich alleine nur in Bezug auf meine Person betrachten kann, bin ich dankbar, das ich die Möglichkeit hatte, soviel Familie kennen zu lernen.