Baum des Lebens

Erst gestern ging ich wieder laufen, diesmal aber im Wald. Die meisten Laufstrecken habe ich bisher auf Asphalt abgelegt, weil sie größtenteils eben verlaufen. Bergauf ist da noch nicht so meins. Gestern zog es mich aber in den Wald, weil ich ausprobieren wollte, ob das für mein angeschlagenes Knie evt besser ist. Bergauf kann man schließlich auch gehen😉

Der Wald hat aber für mich noch ganz andere wertvolle Gedanken. Ich bin schon immer gerne im Wald spazieren gegangen. Die Ruhe, die ich da finde ist Balsam für meine Seele. Die Luft und der Geruch ist ganz eigener und ich kann nicht genug davon bekommen. Ich mag es über den Waldboden zu gehen, es fühlt sich leicht an und das knacken der Äste hörte ich schon als Kind gerne.

Bäume haben schon immer eine große Bedeutung für mich. Angefangen von den Wurzeln bis hin zur Baumkrone. Wo sind meine Wurzeln? Wie verzweigt und wie tief sind sie verankert? Geben mir die Wurzeln Halt oder werde ich aus dem Boden gerissen, wenn der nächste große Sturm zu nahen droht? Diese Fragen kann man sicherlich alle unterschiedlich beantworten. Es gibt für mich sowohl Wurzeln, die mir sehr viel Halt geben und welche die mehr oben auf liegen. Die oberen Wurzeln haben noch die Chance sich tiefer zu verwurzeln. Vielleicht schützen sie auch einfach nur die tieferliegenden Wurzeln.

Der Stamm ist der meine. Jeder Jahresring mehr kräftigt den Stamm. An einigen Stellen ist er bemoost, das ist sicherlich die weiche Seite an mir. An die kann sich jeder anlehnen und ein Stück Wärme abholen. Berühre es und du wirst sehen, wie gut es dir tut. Aber verletze es nicht und ruppe nicht an ihr rum.

An einer anderen Stelle sieht es aus, als wollte sich dort ein Stück Ast durchbohren, hat es aber nicht ganz geschafft. Da sollte der Weg wohl nicht hinführen. Vielleicht ist es etwas was verarbeitet werden musste und nun zwar ein Teil von mir ist, aber nicht mehr an mir wachsen kann. Meine Jahresringe in gutem Holz gebettet und umgeben von einer Rinde, die ihre ganz eigene Maserung hat. Mit Vertiefungen, die Spuren hinterlassen haben, ganz gleich ob positiver oder negativer Art. Sie machen meinen Stamm aus- sie machen mich aus!

Viele Wege führen mich durch das Leben. Jeder Ast, der an mir wächst, erzählt seine ganz eigene Geschichte. Dicke wie dünne Äste, schwere und ganz leicht zerbrechliche Äste. Äste die direkt an meinem Stamm herangewachsen sind, sind meine Kinder. Sie wachsen und werfen neue Triebe um selbst nachher einem eigenen Baum das Leben zu schenken. Manche Äste tragen Früchte in Form vom satten grünen Blätterwerk und wieder andere setzen noch einen drauf mit wohlschmeckenden Früchten. Es ist das Leben. Wieviele Begegnungen und Verzweigungen gibt so ein Baum her? Wieviele Blätter und Früchte trägt so ein Baum? Das liegt doch ganz bei uns und unserem Lebenswerk. Wieviele Tiere fühlen sich heimisch in unserem Baum? Belasse es nicht bei dem Vogel, der singend in deinen Zweigen zwitschert. Es wäre zu einseitig. Gib der Eule einen Schattenplatz und dem Schmetterling ein grünes Blättchen. Lass die Raupe an dir knabbern, damit du lernst mit Dingen umzugehen, die dir nicht gut tun. Lass die Ameisen ihren Hügel neben dir bauen, damit du weißt, dass das Leben mit Arbeit und Emsigkeit verbunden ist.

Hänge eine Schaukel in deinen Baum, damit du die Leichtigkeit nicht verlernst und immer in Schwung bleibst. Gib anderen die Möglichkeit auf der Schaukel Platz zu nehmen, wenn ihnen das Leben übel mitspielt.

Dein ganzes Leben ist wie ein Baum. Gestalte ihn und gib ihm eine Wertschätzung. Fülle ihn mit Leben und hinterlasse Spuren. Und wenn uns eines Tages das Leben müde macht, lebt dieser Baum weiter. Und sollte sich ein Borkenkäfer Zutritt in einem Baum verschafft haben und ihn zernagen, dass die Blätter braun werden, dann ist es dennoch nicht das Ende. Das Holz wird benötigt für vielerlei Dinge in unserem täglichen Leben. Deine Erfahrungswerte und dein Leben wird benötigt für das was nach dir kommt. Deine Wurzeln sind gelegt und es ist etwas ganz besonderes entstanden:

EIN BAUM- DEIN BAUM